Mobilfunk am Gym Liestal 139 Personen setzen sich via Einsprachen zur Wehr. Auch aus dem Landrat gibt es nun Unterstützung.
Das Baugesuch für eine Mobilfunkanlage mit vier Antennen auf dem Dach des Gymnasiums Liestal hat viele Menschen überrumpelt. 139 Personen haben eine Einsprache eingereicht oder mitunterzeichnet, wie die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion auf Nachfrage bekannt gibt.
Nachdem sich schon Schulleitung und Nachbarschaft über das Vorgehen beschwert haben, wird nun auch im Landrat Kritik laut. Grünen-Politikerin Erika Eichenberger hat das Thema am Donnerstag in die Fragestunde gebracht, und Mitte-Parlamentarierin Patricia Bräutigam reichte gleichentags eine kritische Interpellation ein, welche die Regierung noch beantworten muss.
Der zuständige Regierungsrat Isaac Reber, wie Eichenberger von den Grünen, beteuert im Parlament, dass der Ablauf ordentlich war. Das Baugesuchsverfahren ist aber nicht abgeschlossen, die Bewilligung steht noch aus. Reber schiebt noch eine Bemerkung nach. «Alle schauen auf die Antennen», so der Bau- und Umweltschutzdirektor im Landratssaal, «ich sage: Schaut in die Hosentasche! Dort ist die Strahlenquelle.»
Tatsächlich besagen Studien, dass rund 90 Prozent der täglichen Strahlendosis von eigenen Geräten wie Mobiltelefonen ausgehen. Doch der Widerstand gegen die Gym-Antennen der Swisscom dreht sich weniger – oder zumindest nicht nur – um den Mobilfunk an sich. Man stört sich auch an der intransparenten Kommunikation: Die Behörden haben nur die direkten Anwohner über das Baugesuch informiert. Und dieses wurde erst noch ausgerechnet in der Ferienzeit publiziert, wenn viele nicht zu Hause sind – mit Einsprachefrist bis 6. März, dem ersten Schultag.
Thomas Rätz, Rektor des Gymnasiums, reklamierte, dass die Schule nicht einbezogen wurde, und distanzierte sich nach den Ferien per Mail-Grossversand von der Herangehensweise: «Ich erachte sowohl den Versandtermin der Unterlagen als auch die Einsprachefrist als problematisch.»
Genau dies bemängelt auch Landrätin Patricia Bräutigam und verlangt Antworten. Der «grosse Unmut in und um die Schule» sei verständlich, schreibt sie im Vorstoss. Sie fragt auch, weshalb die Bildungsdirektion damit einverstanden sei, dass «ausgerechnet auf dem Gymnasium Liestal», in dem sich täglich 1400 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte aufhielten, eine «Mobilfunk-Grossanlage» gebaut werde.
Erika Eichenberger versteht sich in dieser Angelegenheit in erster Linie als Vertreterin des Quartiers, sie spreche nicht für die Grünen und habe selber auch keine Einsprache gemacht. Die Antworten von Reber würden weder von Fingerspitzengefühl bezüglich der Sorge der Anwohnenden zeugen noch wirklich in die Tiefe gehen, sagt sie auf Anfrage. «Dabei wäre wichtig, dass die Bevölkerung gut informiert wird und Vertrauen aufbauen kann, dass die Behörden zum Rechten schauen. Als Laie ist man bei diesem Thema doch oft auch überfordert.»
Als Nachbarin kennt Erika Eichenberger einige der Personen, die Einsprache erhoben haben. «Das ist nicht etwa ein linksgrünes Grüppli, sondern repräsentiert ein breites politisches Spektrum. Das muss man ernst nehmen.» Auch seien das nicht alles Gegnerinnen und Gegner der Technologie, sondern es gebe auch solche, die einfach Informationen verlangten.
Auf politischer Ebene werde sie nicht gegen die Antennen ankämpfen, sagt Eichenberger. Sie sehe sich in der Rolle der Vermittlerin, als Kontakt in die Verwaltung. Nun wolle sie abwarten, wie die Einsprachen und die hängige Interpellation beantwortet würden.
Jan Amsler