Swissdox AG
© Basellandschaftliche Zeitung / MLZ; 02.07.2018
Gymnasium Liestal
Brust-Abdrücke sorgen für Wirbel

Zoé Boll (Text und Foto)

Zwei 18-jährige Schülerinnen des Gymnasiums Liestal haben im Rahmen eines Kunstprojekts zum Thema «Körper» den Abdruck ihrer nackten Körper auf Papier verewigt, wie «20 Minuten» und der «Blick» publik machten. Seit vergangenem Dienstag hängen die insgesamt 13 Bilder in einem grossen Rahmen an einer Wand im Schulhaus und sorgen für Aufregung. Vor allem Schüler des Gymnasiums selbst stören sich an dieser Kunstform. Ein Gymnasiast erklärte gegenüber dem «Blick», dass er die Bilder zu explizit finde: «Es ist fragwürdig, warum sich zwei Schülerinnen ausziehen, um ihre Brüste auf diese Weise zu präsentieren. Kunstfreiheit hin oder her.»

«Feministische Interpretation»

Hinter dem Projekt stecken die beiden Kunstschülerinnen Caterina John und Christina Birrer. Auf Anfrage der bz erklären sie: «Selbstverständlich verstehen wir, dass sich nicht jeder von unserer Kunst angesprochen fühlt. Wir sind aber an den verschiedenen Standpunkten interessiert.» Dennoch hätten sie nicht mit einer derartigen Aufregung um ihr Kunstprojekt gerechnet. Denn in erster Linie wollten die beiden Gymnasiastinnen – nach dem Erfolg ihrer Ausstellung im Februar – ihre Kunst mit den Mitschülerinnen und Mitschülern teilen. Caterina und Christina erzählen: «Diese Idee wurde von allen Seiten unterstützt und angenommen. Wir bekamen bisher immer positive Rückmeldungen.»

Mit ihrem Kunstprojekt nahmen die beiden Schülerinnen Stellung zu Yves Kleins Werk, das 1960 in Paris – in der Galerie Internationale d’Art Contemporain – gezeigt wurde. Der Künstler liess Frauen auf seine Anweisungen hin Körperabdrucke erstellen. «Die Frauen beziehungsweise Modelle waren dabei im Hintergrund und wurden als seine ‹Stempel› betrachtet», erklären Caterina und Christina. So interpretieren sie Kleins Schaffen wie auch Werke zeitgenössischer Künstler neu, um als Frau in der Kunst Subjekt statt Objekt zu sein.

Eine Provokation läge ihnen also fern. Caterina und Christina: «Wir wollten Toleranz und Akzeptanz der Rolle der Frau in der Kunst ansprechen und zum Nachdenken anregen.» Im Prinzip freut es die beiden, dass ihr Kunstwerk besprochen wird – auch in den Medien. Sie fügen aber hinzu: «Wir finden es aber schade, dass unsere feministischen und emanzipierten Anliegen nicht im Vordergrund stehen.»

Dieses Werk zweier Gym-Schülerinnen hat eine Kontroverse ausgelöst.